Denislania, Olomaina, Fretelina und Maria – geboren 2009

Sie haben ein Kind, das 2009 geboren wurde? Sie kennen im Freundeskreis, in der Familie 6-jährige Mädchen und Buben, die vor kurzem stolz und mit gut gefüllter Schultüte ihren ersten Schultag erlebten? Oder die mit glänzenden Augen und leuchtender Laterne in der Straße ihres Kindergartens ‚Ich geh mit meiner Laterne‘ sangen.

Diese Kinder sind im Jahr der 15. UN-Klimakonferenz, die in Kopenhagen, Dänemark statt gefunden hat, zur Welt gekommen. Folgen Sie nun der britischen Tageszeitung Guardian zu Altersgenoss(inn)en dieser Kinder in 4 Erdteile und zu unterschiedlichen Lebensumständen – mit der einen Gemeinsamkeit: Sie sind von den Auswirkungen des Klimawandels sehr unmittelbar betroffen.

Geboren 2009: Wie geht es Denislania, Olomaina, Fretelina und Maria?

2009 besuchte Guardian je eine Familie und deren Neugeborenes in Brasilien, Kenya, Timor-Leste und Bangladesh und sprach mit den Menschen über die Hoffnungen für das Baby, die Ängste, die Sorgen. 2015 anlässlich der nunmehr 21. Klimakonferenz, die vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris, Frankreich statt finden wird, besuchte Guardian dieselben Familien nochmals. Wie geht es Ihnen? Und wie geht es den Kindern, die beim ersten Besuch Babys waren?

Denislania da Silva, Brasilien

Für die Familie da Silva, die zu den Macuxi zählen, hat es positive Entwicklungen gegeben. In 2009 entschied ein Gericht zu Gunsten der Macuxi: Farmer, die das Land für Reisanbau besetzt hatten, müssen dieses den indigenen BewohnerInnen wieder für Jagd und Fischfang überlassen. Auch sind öffentliche Verkehrsmittel installiert und ein Elektrizitätswerk errichtet worden.

Dennoch fürchtet Denislanias Familie, in Zukunft nicht in der angestammten Region überleben zu können. Mutter Elisa erzählt davon, dass sich die Jahreszeiten stark verändert haben. Früher gab es eine Regenzeit und einen Sommer, nunmehr ist es zunehmend trocken. Der Fluss, in dem die Männer traditionellerweise fischen, trocknet oft aus. Und die steigenden Temperaturen schaden dem tropischen Regenwald.

Elisa da Silva weiß oft morgens nicht, wie sie Denislania und deren 5 Geschwister satt bekommt. Denislania selbst geht in die Schule und möchte gerne Lehrerin werden.

Denislania da Silva, geboren 2009; Fotograf: Mayra Wapichana/CIR ; Quelle: www.theguardian.com

Olomaina Mutonka, Kenya

Die Familie Mutonka zählt zu den Masai. Sie lebt südlich von Nairobi. Schon 2009 fürchtete sie die zunehmende Trockenheit. Und die Ängste waren berechtigt. Einst hatte sie 284 Tiere, in den vergangenen 6 Jahren sind 271 verendet. Im vergangenen Jahr regnete es nicht. In dieser Region gab es alle 3 Jahre eine Dürreperiode. In der jüngeren Vergangenheit nahmen deren Häufigkeit und Dauer zu.

Olomainas Mutter Noomirisho fürchtet, dass sie alle Tiere verlieren werden und ihnen nichts zum Leben bleibt. Sie könnte dann das Schulgeld für ihren Sohn und seine Geschwister nicht mehr zahlen. Die Kinder hätten keine Zukunft.

Noomirisho steht um etwa 5 Uhr Früh auf, um das Frühstück für die Kinder zu bereiten, bevor sie entweder die Herde auf die Weide führt oder den 6-Stunden-Weg hin und zurück für Wasser auf sich nimmt. Jeden zweiten Tag holt sie mit einem Esel 30 Liter Wasser in 2 Kanistern von einem aufgelassenen Steinbruch. Das Wasser ist salzig, doch es ist die einzige Quelle. Der Olkejuado Fluss ist seit langem ausgetrocknet.

Noomirisho Mutonka mit Olomaina, geboren 2009; Fotograf: David Mutua/Cafod; Quelle: www.theguardian.com

Fretelina de Oliveira, Timor-Leste

Fretelina ist als drittes Kind der Familia Oliveira zur Welt gekommen. Im Jahr ihrer Geburt war die Insel von mehreren Dürren betroffen. Brunnen trockneten aus und die Maisernte war schlecht.

Die Bedingungen sind härter geworden. Armando, Fretelinas Vater, erzählt, dass die Temperaturen heißer geworden sind. Doch die schwierigste Zeit ist die Regenzeit von November bis Mai. Wasser dringt in die Häuser und die Menschen sind damit beschäftigt, das Wasser in halbwegs geordnete Bahnen zu bringen.

In der Region, in der Familie Oliveira lebt, ist Subsistenzwirtschaft vorherrschend. Schlechte Erträge schwächen die Menschen und machen sie krankheitsanfälliger. Zugang zu Ausbildung und Gesundheitswesen ist nicht selbstverständlich. Fretelina geht als einziges der 3 Kinder zur Schule.
Joana, Armando und Fretelina de Oliveira, geboren 2009; Fotograf: Januario Soares/Caritas Australia; Quelle: www.theguardian.com

Maria Mallik, Bangladesh

Familie Mallik lebt im Barguna Distrikt, wo steigende Meeresspiegel die Vegetation und die Landwirtschaft bedrohen. Das salzhältige Wasser beeinträchtigt die Produktivität des Bodens. Das Trinkwasser ist verschmutzt. Zudem ist die Region von zerstörerischen Wirbelstürmen heimgesucht worden. Mehr und mehr Menschen verlassen das Land und wandern in Städte ab.

Schon 2009 war die Situation sehr ernst. Sie ist über die Jahre schlecher geworden. Tayab Mallik, Marias Vater, sagt, dass jeder in der Gemeinschaft weiß, dass der Klimawandel eine große Bedrohung ist. Doch die Menschen sind zu arm, um zu entkommen.

Tayab erzählt vom Fluss Pyra, ca. 3,2 Kilometer von seinem Haus entfernt, dessen Wasserstand von Jahr zu Jahr steigt. Man wisse nie, sagt er, wann man in der Nacht schwimmen muss, statt in seinem Bett zu schlafen.

Alles in allem führt er ein sorgenvolles Leben und ist sehr beunruhigt, dass seine 5 Töchter und sein Sohn von seinem Stress  beeinträchtigt werden. Seine Kinder verbringen ihre Zeit damit, sich Gedanken zu machen, wie sie sich an das geänderte Klima anpassen können. Das ist keine richtige Kindheit, meint der Vater von Maria.

Maria Mallik, geboren 2009, mit ihrer Mutter Majeda; Fotograf: Anik Rahman/CAFOD/Cafod; Quelle: http://www.theguardian.com

Lesen Sie die ausführlichen Berichte

Paris climate talks: The Guardian

Klimakonferenz 2015: Wikipedia

Klimakonferenz 2009: Wikipedia