1-sicht empfiehlt Lese-, Hör-, Sehstoff: Juli 2018

Lesestoff:
Maneks Listen
Niko Hofinger

Ein Name, ein Geburtsdatum, zwei Sterbedaten – wie viele Personen? Der Historiker Niko Hofinger erzählt in seinem 2018 erschienenen Roman ‚Maneks Listen‘ die ungewöhnliche – oder auch nicht – Lebensgeschichte eines jüdischen Mannes im Europa des 20. Jahrhunderts. Der Roman basiert auf dem von Flucht und Vertreibung geprägten Leben des Präsidenten der Innsbrucker Kultusgemeinde, Ernst Beschinsky, verstorben 1987. Mit überraschend viel Witz werden dessen gewitzte Überlebensstrategien ausgerollt.

Maneks Listen, Niko Hofinger
Limbus Verlag

Quellen und links

Der Mann, der zweimal starb, Tiroler Tageszeitung, 6.3.2018

Prof. Ernst Beschinsky, Hohenems Genealogie

You only die twice, Dokumentarfilm

Maneks Listen lesen
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Kobalt: Ausbeutung des Kongo und internationale Korruption

Kongo, ein an Bodenschätzen reiches, dennoch bitterarmes zentralafrikanisches Land wird zwischen 2010 und 2012 um 1,36 Milliarden Dollar geprellt. Glencore, die weltweit grösste im Rohstoffhandel tätige Unternehmensgruppe mit operativem Hauptsitz in der Schweiz, verliert an einem Tag des Jahres 2018 4,3 Milliarden Dollar an Aktienwert. Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Die Antwort: Kobalt. Und Dan Gertler.

Glencore arbeitet mit Dan Gertler, einem durch Diamantenhandel in sehr jungen Jahren sehr reich gewordenen Mann zusammen, der samt seinen Firmen von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt wurde, was der öffentlichen Brandmarkung als Parasit gleichkommt. Daher nimmt das US-Justizministerium die Geschäftsgebarung von Glencore unter die Lupe, was im Juli 2018 zum Absturz der Unternehmensaktie führt.

Glencore betreibt im Kongo Bergbauanlagen im Wert von 10 Milliarden Dollar. Das Unternehmen ist dort einer der größten Produzenten von Kobalt, das für Batterien von Handys und Elektromotoren benötigt wird. Dan Gertler ist einer der Miteigentümer von Glencore und enger Freund von Joseph Kabila, Präsident des Kongo.

Gertler fungiert als Mittelsmann beim Verkauf von Bergbauanlagen, die er gerne auch an mit ihm verbundene Offshore-Gesellschaften verkauft. Und das zu billig. So entgingen nach Schätzungen der NGO Africa Progress Panel dem Staat Kongo in den Jahren 2010 bis 2012 1,36 Milliarden Dollar.

Kabila, Gertler, Glencore

Bereits 1997 knüpfte Gertler Kontakte zum Kabila-Clan und bot 20 Millionen Dollar für ein Diamantenexportmonopol an. Auch dürfte er israelische Waffentechnik vermittelt haben. Für 2001 und 2002 verzeichnet das israelische Verteidigungsministerium den Verkauf leichter Waffen im Wert von 700 000 Dollar an den Kongo.

2009 räumte Glencore Gertler einen Kredit in der Höhe von 45 Millionen Dollar ein.

Als 2017 in den USA Dokumente über Schmiergeldzahlungen von mehr als 100 Millionen Dollar von Gertler an Kabila auftauchten, kaufte Glencore Gertler für 534 Millionen Dollar aus. Glencore stoppte auch die Zahlungen von Bergbau-Lizenzgebühren an Gertler, als dieser auf die US-Sanktionsliste gesetzt wurde, nahm die Zahlungen allerdings im Juni 2017 wieder auf – diesmal in Euro, nicht in Dollar.

Glencores Standpunkt: Zahlt Glencore nicht, würde Gertler noch viel mehr profitieren. Denn Vertraute Kabilas hätten Vermögenswerte des Unternehmens beschlagnahmen lassen und verlangen Kompensationzahlungen in Milliardenhöhe.

Kobalt, China, Elektromobilität

Kobalt ist von strategischer Bedeutung für Europas und Amerikas Elektromobilität. Glencore-Boss Ivan Glasenberg: „Falls Kobalt in die Hände der Chinesen fällt, ja, dann werden Sie keine Elektroautos sehen, die in Europa produziert werden.“ Und falls Glencores Minen im Kongo, in denen Kupfer und Kobalt gefördert werden – enteignet würden, fielen diese in die Hände der bereits dominanten Chinesen. (FAZ, 28.4.2018)

Für batteriebetriebene Autos brauchen wir Kobalt in riesigen Mengen. Der Preis pro Tonne Kobalt stieg von rund 20 000 Dollar (2016) auf rund 90 000 Dollar (2018) an. Zu über 60% stammt dieser Rohstoff aus dem Kongo. Dort wird er teils im industriellen Maßstab, teils im Kleinbergbau und nicht selten von Kinderhand abgebaut. Die Raffinerie findet zu 70 bis 80% in China statt. China baut zudem zielstrebig die Kontrolle über das unveredelte Kobalt aus. Glencores großer Konkurrent im Kongo: China Molybdenum.

Kobalt: Minen im Kongo
Quelle: NZZ

Kobalt, Krieg, Korruption

Eine der von Glencore beherrschten Minen ist Katanga Mining. In deren Geschäftsbericht sind unter anderem folgende Risikofaktoren angeführt:

  • Krieg
  • zivile Unruhen
  • militärische Repression
  • Geiselnahme
  • Korruption
  • Annullierung von Bewilligungen oder Enteignungen.

Während das US-Justizdepartment, Großbritanniens Serious Fraud Office und mittlerweile – basierend auf einer Strafanzeige der NGO Public Eye – auch die Schweizer Bundesanwaltschaft Untersuchungen bei Glencore eingeleitet haben, hält Gertler sich als nobelpreiswürdig für seine Entwicklungshilfe im Kongo.

Rohstoff-Abbau in reiner Handarbeit. Der Unterschied zwischen Kleinbergbau und industriell betriebener Förderung ist frappant. (Kolwezi, 24. Februar 2018/William Clowes, Bloomberg)
Quelle: NZZ

Quellen und links

Ein israelischer Milliardär bringt Glencore in Teufelsküche, Markus Städeli, NZZ 7.7.2018

Kobalt ist die Achillesferse der schönen neuen E-Mobilität, Markus Städeli, NZZ 28.4.2018

über die Demokratische Republik Kongo: wikipedia

über Glencore: wikipedia

Mein smartphone, der Kongo und der Meeresgrund: eine 1-Sicht

fürs Lesen braucht man kein Kobalt
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über 14 000 Nuklearwaffen in 9 Staaten – SIPRI Jahrbuch 2018

Am Beginn des Jahres 2018 besaßen 9 Staaten geschätzt 14 456 Nuklearwaffen. Das bedeutet einen leichten Rückgang seit Anfang 2017 (14 935). Die 9 Staaten sind: USA, Russland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel, die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea).  SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) veröffentlichte diese Zahlen Mitte Juni 2018 im SIPRI Jahrbuch 2018 und in einer Presseinformation.

Der Rückgang geht laut SIPRI hauptsächlich auf USA und Russland und ihren 2010 geschlossenen Vertrag zu Reduktion und Limitierung von Angriffswaffen (Treaty on Measures for the Further Reduction and Limitation of Strategic Offensive Arms – New START) zurück.  Die beiden Länder besitzen zusammen rund 92 Prozent aller Nuklearwaffen. Und beide Länder arbeiten an der langfristigen Modernisierung ihrer Nuklearwaffen, Raketen und Produktionsstätten für Nuklearwaffen. Im aktuellen Nuclear Posture Review (NPR, February 2018) bestätigt USA die Modernisierungsstrategie, deren Ziel es ist, Nuklear- und Nicht-Nuklearangriffe abzuwehren bzw. zu vereiteln.

Die übrigen Nuklearstaaten verfügen über eine deutlich geringere Anzahl an Nuklearwaffensystemen. Aber alle entwickeln neue Systeme oder haben die Absicht bekundet, dies zu tun. Indien und Pakistan erweitern ihr Arsenal an Nuklearwaffen und Raketensystemen. China setzt die Modernisierung und das langsame Erweitern seines Nukleararsenals fort. Nordkorea machte 2017 technische Fortschritte bei der Entwicklung seines nuklearen Leistungsvermögens.

Die nukleare Abrüstung, die 2017 im internationalen Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffen als internationales Interesse festgehalten wurde, hält SIPRI-Forscher Shannon Kile für ein fernes Ziel.

Nuklearwaffen, Jänner 2018, Quelle: SIPRI Jahrbuch 2018

Country Deployed Warheads* Other warheads** Total 2018 Total 2017
USA 1 750 4 700 6 450 6 800
Russia 1 600 5 250 6 850 7 000
UK 120 95 215 215
France 280 20 300 300
China 280 280 270
India 130-140 130-140 120-130
Pakistan 140-150 140-150 130-140
Israel 80 80 80
North Korea .. .. (10-20) (10-20)
Total 3 750 10 715 14 465 14 935
* ‘Deployed warheads’: Gefechtsköpfe auf Raketen oder bei Streitkräften 

** ‘Other warheads’: Gefechtsköpfe, die nicht im Einsatz sind, zur Reserve bereit stehen oder demontiert werden.

Die Gesamtzahl enthält im Falle einer Bandbreite die höchste Schätzung. Die Zahlen für Nordkorea sind unsicher und nicht in der Gesamtzahl enthalten. Die Zahlen sind gerundete Schätzungen.

Quellen und links

SIPRI Presseinformation, 18. Juni 2018: Modernization of nuclear weapons continues

SIPRI Jahrbuch

1-sicht 18. Dezember 2017:  Umsätze der Waffenproduzenten erstmals seit 2010 angestiegen

1-sicht 4. Mai 2017: Internationale Waffentransfers – höchster Anstieg seit 1990

1-sicht 29. Februar 2016: Internationale Waffentransfers – Trends

lesen ist besser als Nuklearwaffen schießen
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