Wessen die Marktmacht, dessen die Spielregeln?

Wer definiert in der globalisierten Handelswelt die Spielregeln? Sind es die (mehr oder weniger) demokratisch legitimierten Regierungen oder sind es die Konzerne selbst, die sich die Spielregeln geben – ungeachtet von Arbeits- und Menschenrechten?

Gemäß dem Befund des KONZERNATLAS 2017-Daten und Fakten über die Agrar- und Lebenmittelindustrie ist in dieser Branche die Macht der Konzerne erheblich. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt die Liberalisierung in der Agrarindustrie zu einer zunehmenden Oligarchisierung. Innerhalb jener Wirtschaftszweige, die der eigentlichen Agrarproduktion vor- bzw. nachgelagert sind, entwickeln sich insbesondere nach dem 2. Weltkrieg durch den Abbau von Handelshemmnissen einerseits und horizontalen wie vertikalen Übernahmen andererseits einige wenige global agierende Konzerne, die reichlich Einfluss auf die Gestaltung der Rahmenbedingungen nehmen. Vorgelagerte Zweige sind beispielsweise  Produktion von Landmaschinen, Dünge- und Unkrautvertilungsmittel, nachgelagert ist insbesondere der Handel. Seit den 1980er Jahren sind diese Konzerne zunehmend weltweit tätig. Im Zuge des zu dieser Zeit aufkommenden Neoliberalismus, einer wirtschaftspolitischen Strömung, „die soziale Sicherheit im Namen des ökonomischen Primats opfere“ (wikipedia), werden in Entwicklungsländern staatliche Kontrollen über Rohstoffmärkte sowie Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut.

https://www.oxfam.de/system/files/styles/desktop_40x_100_percent_flex/private/konzernatlas2017_grafik_11a.jpg?itok=U2mBr4W6&timestamp=1483696806
Quelle: www.oxfam.de

Einige wenige Konzerne bestimmen die Trends in der Landwirtschaft und beim Nahrungsmittelkonsum. Laut KONZERNATLAS 2017 sind die umsatzstärksten Konzerne die folgenden (Daten aus 2015)

Industrie (Agrarproduktion und Lebensmittel)

  1. Nestlé
  2. PepsiCo
  3. JBS
  4. Coca-Cola
  5. Anheuser-Busch InBev

Handel (Food und Non-Food)

  1. Wal-Mart
  2. Cargill
  3. Costco
  4. Kroger
  5. Tesco

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/bilder/presse/konzernatlas/konzernatlas2017_grafik_1_presse.jpg
Quelle: www.bund.net

Konzerninteressen stechen Arbeits- und Menschenrechte

Regierungen in Industrieländern folgen der Konzernlogik, die besagt, dass der Abbau von Handelshemmnissen sein müsse, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen. Sie verzichten auf wettbewerbsrechtliche Regelungen, die das Markt- und damit das Machtgefüge ausgleichen könnten. In manchen Ländern, darunter USA, wurden die Wettbewerbsordungen, die den Missbrauch marktbeherrschender Stellung, monopolbildende Fusionen, Kartellbildungen etc. verhindern sollten, sukzessive aufgeweicht (Deregulierung).

Zwar hat die Zivilgesellschaft erreicht, dass bezüglich Konsumentenschutz Bestimmungen in Kraft und einklagbar sind. Bezüglich fairer Bedingungen innerhalb der Lieferkette verlassen sich die Staaten jedoch auf freiwillige Verpflichtungen der Konzerne, die wohlklingend aber nicht einklagbar sind. Die Konzerne selbst sind bis in UN-Institutionen hinein vernetzt und gestalten Handelsabkommen eifrig und naturgemäß in ihrem Sinne mit.

Der KONZERNATLAS geht davon aus, dass Verletzungen der Arbeitsrechte in der Landwirtschaft der Regelfall sind. ILO-Normen geben zwar den ArbeiterInnen Rechte, sich zu organisieren,  Gewerkschaften zu bilden, verbietet Kinderarbeit; Artikel 20 der Allgemeinen Menschenrechte gewährt die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Doch Ansätze, diese Rechte durchzusetzen, werden oft brutal unterdrückt.

Forderungen an Konzerne zur Einhaltung der Menschenrechte

Was selbstverständlich sein sollte – dass Konzerne sich an die Menschenrechte halten – wird seit den 1990er Jahren seitens zivilgesellschaftlicher Initiativen verstärkt gefordert, unter anderem:

  • globale Regeln für Unternehmen, verankert bei den Vereinten Nationen
  • Verpflichtung der Staaten, Menschenrechte auch außerhalb der eigenen Grenzen zu schützen. Damit wären Staaten verpflichtet,  auf ihrem Staatsgebiet ansässige private Akteure an Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern zu hindern.
  • Implementierung eines internationalen Mechanismus, der Konzerne zur Rechenschaft ziehen kann.

Quellen und links

Konzernatlas 2017,
Herausgeber: Heinrich-Böll-Stiftung, Rosa-Luxemburg-Stifung, Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Oxfam Deutschland, Germanwatch, Le Monde diplomatique

Neoliberalismus – wikipedia

International Labour Organisation ILO

Versammlungs – und Vereinigungsfreiheit Artikel 20 AEMR – auf 1-sicht

Über Menschenrechte – auf 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.

1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

Menschenrechte – Artikel 20: Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit

1. Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und zu
Vereinigungen zusammenzuschließen.
2. Niemand darf gezwungen werden, einer Vereinigung anzugehören.

Erläuterungen zu Artikel 20 – Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit

Die Freiheit, sich Vereinigungen anzuschließen und die Freiheit, sich Vereinigungen nicht anzuschließen – beide sind in Demokratien unverzichtbar.

Manche Forderungen, Ziele sind nur im Zusammenschluss mit anderen Menschen umsetzbar. Der Staat hat dies zu ermöglichen (zum Beispiel durch das Zurverfügungstellen von öffentlichem Raum) und gegebenenfalls zu schützen (zum Beispiel durch Polizeischutz bei Demonstrationen).

In Österreich gelten folgende Rechtsgrundlagen (Quelle wikipedia):

Die Vereins- und Versammlungsfreiheit ist im Art. 12 des StGG (Staatsgrundgesetz) geregelt:

”Die österreichischen Staatsbürger haben das Recht, sich zu versammeln und Vereine zu bilden. Die Ausübung dieser Rechte wird durch besondere Gesetze geregelt.“

Durch Österreichs Beitritt zur Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) und wegen Art. 49 Abs. 2 B-VG (Bundes-Verfassungsgesetz) ist durch Beschluss des Nationalrates ebenso Art. 11 der EMRK als Rechtsgrundlage anzuwenden. Die Arten von Versammlungen sowie die Bestimmungen zur Abhaltung und zur Untersagung werden durch das Versammlungsgesetz näher konkretisiert.

Das Versammlungsrecht ist gegenüber Dritten durch die §§ 284 f. StGB (Strafgesetzbuch) geschützt.

Andererseits darf niemand zum Beitritt zu Vereinigungen (zum Beispiel Parteien) gezwungen werden.

Quellen und links

Amnesty International

Informationsplattform humanrights.ch

Vereins- und Versammlungsfreiheit Österreich (wikipedia)

Grundrechte Österreich (wikipedia)

Über Menschenrechte auf 1-sicht

Über Menschenrechte auf 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

1-sicht empfiehlt Lese-, Hör-, Sehstoff: Jänner 2017

Lesestoff:
Das Mädchen mit dem Fingerhut
Michael Köhlmeier

„… Sie weiß nicht einmal wie sie heißt. Wer nicht weiß, wie er heißt, der hat keine Mutter und keinen Vater. Mutter und Vater sagen den Namen. Immer sagen sie den Namen, weil sie ihn gern sagen und gern hören.  …“

Das sagt der Große zum Freund über die Sechsjährige.

Mit dem Roman ‚Das Mädchen mit dem Fingerhut‘ erfühlt man den Überlebenswillen und die Lebensklugheit, die Solidarität und die Brutalität von Kindern, die kein zu Hause haben, die von klein auf ihr Schicksal allein und zumeist auf der Straße meistern müssen.

Das Mädchen mit dem Fingerhut
Quelle: Hanser Literaturverlage

Hörstoff:
Das Mädchen mit dem Fingerhut
Michael Köhlmeier

Hörbuch, gelesen von Michael Köhlmeier

 

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

Mit dem OCEAN-Modell im Big-Data-Ozean fischen

Oder: Welche Nachricht kommt zu mir und warum?

Der moderne Mensch hinterlässt ungezählte, mannigfaltige Spuren. Bei der Bezahlung mittels Karte, beim Sharen und Liken in Social Media, beim Nutzen des smartphones und anderer digitaler Anwendungen. Sehr zur Wonne der modernen Spurenleser wie Big-Data-AnalystInnen und PsychometrikerInnen sowie all jener, die die Bevölkerung punkto Kauf-, Wahl- oder sonstigem Verhalten beeinflussen wollen.

Mittels sogenanntem OCEAN-Modell – entwickelt in den 1930er Jahren – lassen sich aus dem unüberschaubaren Datenpool sehr zuverlässig sehr punktgenaue Persönlichkeitsprofile erkennen. Gemäß OCEAN sind 5 Aspekte für die Definition einer Persönlichkeit relevant:

  • Openness (Offenheit für Erfahrungen)
  • Conscientiousness (Gewissenhaftigkeit, Perfektionismus)
  • Extroversion (Extraversion, Geselligkeit)
  • Agreeableness (Verträglichkeit, Kooperationsfähigkeit, Empathie)
  • Neuroticism (Neurotizismus, seelische Verletzlichkeit)
Bigfive.png
Fünf-Faktoren-Modell (OCEAN-Modell), Quelle: wikipedia

Brauchte es ehemals komplizierte Fragebögen, um die individuellen Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen wissenschaftlich fundiert ableiten zu können, liegen die Daten dank Internet und Social Media sozusagen griffbereit herum. Man braucht sie nur noch zusammenfügen. Das taten junge Forscher am Zentrum für Psychometrie an der Cambridge University in England (Michal Kosinski und andere). Mit einer kleinen App, die sie als Online-Persönlichkeitstest in Facebook verbreiteten, boten sie mit einigen wenigen Fragen ein Persönlichkeitsprofil an – und erhielten persönliche Daten in unerwarteter Menge. Bald verfügte man über den größten bis dahin je erhobenen psychologischen Datenbestand.

Online-Persönlichkeitstests als Quelle für psychologische Daten

Aus den Antworten der am Online-Persönlichkeitstest (MyPersonality) Teilnehmenden kalkulierten die Forscher die individuellen OCEAN-Werte, glichen sie mit allen möglichen anderen Daten wie Shares und Likes auf Facebook, Geschlecht, Alter ab und zogen daraus ihre Schlüsse.  2012 erbringen sie den Nachweis, dass man aus durchschnittlich 68 Facebook-Likes

  • Hautfarbe mit 95%iger Treffsicherheit,
  • geschlechtliche Orientierung mit 88%iger Treffsicherheit und
  • politische Orientierung mit 85%iger Treffsicherheit

bestimmen kann. Zudem ließen sich berechnen:

  • Intelligenz
  • Religionszugehörigkeit
  • Alkohol-, Zigaretten-, Drogenkonsum

Auf der Suche nach bestimmten Profilen – mit Mikrotargeting zum Wahlerfolg

Aus Daten werden Persönlichkeiten. Und: In Daten kann man definierte Persönlichkeiten suchen und finden. Der Forscher und Mitentwickler der Persönlichkeitstest-App Kosinski erkennt die Geister, die er rief und warnt fürderhin vor den Gefahren, indem er seine Arbeiten mit Hinweisen versieht: Mit seinen Methoden könne ‚das Wohlergehen, die Freiheit oder sogar das Leben von Menschen bedroht‚ werden. Eine Wahl-Management-Agentur erkennt die Chancen für ihr Portfolio ‚Marketing auf Basis eines psychologischen Modells, Schwerpunkt: Wahlbeeinflussung.‘

2015 – in Großbritannien sind die Brexit-BefürworterInnen engagiert und deutlich vernehmbar – wird bekannt, dass die ‚leave.eu‘-Kampagne unter Nigel Farage sich eines neuartigen Politmarketings, des so genannten Mikrotargetings auf Basis des OCEAN-Modells bedient.

Ein knappes Jahr später – genauen Polit-BeobachterInnen war die Ähnlichkeit zwischen ‚leave.eu‘ und der Wahlkampfagenda Donald Trumps aufgefallen – erfährt man, dass Trump sich im US-Präsidentschaftswahlkampf derselben Politmarketingfirma anvertraut hat, wie Nigel Farage (Cambridge Analytica). Das Unternehmen kombiniert 3 Elemente:

  • psychologische Verhaltensanalyse nach dem OCEAN-Modell
  • Big-Data-Auswertung (in USA sind persönliche Daten käuflich erwerbbar)
  • Ad-Targeting (profilspezifische individuelle Werbung)

Für Donald Trump macht sich die Politmarketingfirma nun gezielt auf die Suche nach

  • unentschlossenen RepublkanerInnen, um diese von Trump zu überzeugen
  • möglichen Clinton-WählerInnen, um diese von der Wahl abzuhalten.

Die WahlhelferInnen, die von Haus zu Haus und Tür zu Tür gehen, werden mit einer App ausgestattet, die zeigt, welcher Persönlichkeitstyp und welche politische Einstellung sie hinter der Tür erwartet. Der entsprechende Gesprächsleitfaden ist mit dabei, die Reaktionen werden in die App und damit in den Datenpool eingespielt.

Die Argumentation erfolgt so individuell wie möglich. Zum Bespiel sind im Zusammenhang mit Waffengesetzen folgende unterschiedliche Ansätze im Einsatz:

Für ängstliche Menschen mit hohen Neurotizismuswerten werden Waffen als Versicherung dargeboten. Das dazugehörige Bild zeigt eine  Hand, die auf eine Scheibe schlägt.

Für konservative Typen mit hoher Extraversion wird das gleiche Anliegen mit dem Bild eines Mannes und eines Kindes im Sonnenaufgang in einem Feld bereitet. Mann und Kind tragen eine Flinte.

Mögliche Clinton-WählerInnen werden durch Zuspielung entsprechender Nachrichten von den Wahlen abgehalten. Zum Beispiel sendete man den BewohnerInnen des Stadtteiles Little Haiti in Miami Nachrichten über das Versagen der Clinton-Stiftung beim Erdbeben in Haiti.

Ein Trump-Argument sei in 175.000 unterschiedlichen – nur in winzigen Details voneinander verschiedenen – Versionen in die Welt geschickt worden.

32 US-Persönlichkeitstypen?

Laut der Politmarketingfirma Cambridge Analytica leben in den USA 32 unterschiedliche Persönlichkeitstypen. Wer eine Vorliebe für in US gefertigte Autos hat, sei mit großer Wahrscheinlichkeit geneigt, Trump zu wählen. Deshalb habe sich dieser in der letzten Wahlkampfwoche des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2016 auf Michigan und Wisconsin konzentriert. Schließlich hat Trump entgegen den Prognosen ‚herkömmlicher‘ Meinungsforscher die Wahl zum 45. US-Präsidenten gewonnen. Und in Großbritannien stimmte eine Mehrheit für den Ausstieg aus der EU.

Das Internet, so einst die Verheißung, mache volle Information für alle möglich und werde das demokratische Medium schlechthin sein. Da hat man wohl die Rechnung ohne den Algorithmus gemacht.

Quellen und links

Das Magazin: Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt, 3. Dezember 2016, Hannes Grassegger, Mikael Krogerus

Zeit online: Big Data allen entscheidet keine Wahl, 6. Dezember 2016, Patrick Beuth

OCEAN-Modell: wikipedia

The Power of Big Data and Psychographics, Alexander Nix, youtube

Zeitung heute: Redaktion oder Rechenzentrum? 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

Menschenrechte – Artikel 19: Meinungsfreiheit, freie Meinungsäußerung

Jeder hat das Recht auf  Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.

Erläuterungen zu Artikel 19 – Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung

Dieses Recht gehört nach Angaben der Informationsplattform humanrights.com zu den häufig verletzten Menschenrechten. Immer noch seien an der Tagesordnung:

  • staatliche Zensur der Presse
  • das Verbot der Veröffentlichung von Büchern
  • die Verfolgung von Schriftstellern/-innen und Medienschaffenden

Der Grund liegt darin, dass viele Machthabende um ihre Position fürchen, wenn sich die Menschen gut informieren können und abweichenden Ansichten vertreten.

Daher stellt der Schutz dieser Rechte ein wichtiges Element für eine funktionierende Demokratie dar. Meinungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung sind Voraussetzungen für die Ausübung anderer Menschenrechte. Allerdings, so humanrights.ch, sind sie nicht absolut zu verstehen. Sie unterliegen einer besonderen Verantwortung und sind etwa bei der Achtung des Rufes anderer Personen, bei rassistischer Hetze oder beim Aufruf zu Gewalthandlungen beschränkt.

Meinungsfreiheit als Grundlage für weitere Rechte

Die demokratiewebstatt führt aus: Meinungsfreiheit bedeutet das Recht auf eine eigene Meinung und darüber hinaus, nach den eigenen Ansichten leben und handeln zu dürfen. Jeder darf, kann und soll so sein, wie es am besten zu ihm oder ihr passt – natürlich nur, solange dabei niemand anderem geschadet wird. Meinungsfreiheit ist die Grundlage, auf der folgende weitere Grundrechte aufgebaut sind:

  • Informations- und Pressefreiheit: Medien können frei entscheiden, worüber sie berichten.
  • Religionsfreiheit: Jeder Mensch darf für sich bestimmen, ob und woran man glaubt.
  • Künstlerische Freiheit: KünstlerInnen haben das Recht, sich durch ihre Kunstwerke frei auszudrücken und ohne Beeinflussung zu arbeiten.

Quellen und links

Amnesty International

Informationsplattform humanrights.ch

demokratiewebstatt

Über Menschenrechte auf 1-sicht

Über Menschenrechte auf 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

Das Foto, das Grenzen öffnete: Alan Kurdi

Für die Zustände in Aleppo gehen einem langsam die Worte aus, zu sagen, dass die Lage immer noch schlimmer und verzweifelter wird, das drückt kaum aus, was die Menschen dort durchleben. Seit Wochen greift die syrische Regierungsarmee, unterstützt vom russischen Militär, die Stadt mit aller Gewalt an. Weil Russland im Sicherheitsrat ein Vetorecht hat, können die Menschen in Aleppo von der UNO keine Hilfe erwarten. Russland hat eine Feuerpause für Aleppo einmal mehr blockiert.

Mit dieser Meldung startete man als Ö1-HörerIn am 6. Dezember 2016 in den Tag. Seit über 5 Jahren herrscht Krieg in Syrien. Das Magazin TIME veröffentlicht Anfang Dezember die einflussreichsten Fotos aller Zeiten. Das Bild, das den kleinen syrischen Buben – Alan Kurdi – tot am Strand liegend zeigt, gehört dazu. TIME nennt es ‚das Foto, das Grenzen öffnete‘. Es wurde von Nilüfer Demir 2015 aufgenommen. TIME schreibt darüber:

Der Krieg in Syrien dauerte bereits über 4 Jahre, als Alan Kurdis Eltern den Dreijährigen und seinen 5-jährigen Bruder in ein Schlauchboot hoben und von der türkischen Küste Kurs auf die knapp 5 Kilometer entfernte griechische Insel Kos nahmen. Aber nur wenige Minuter, nachdem sie sich abgestoßen haben, brachte eine Welle das Boot zum Kentern. Die Mutter und beide Söhne ertranken.

Einige Stunden später lag Alan am Strand. Es sah aus, als ob er schläft.

20161206_222815
Der 3-jährige Alan Kurdi; Foto: Nilüfer Demir; Quelle TIME

Das Foto verbreitete sich in Windeseile via social media. Es wurde das ikonografische Foto für einen Krieg, der zum damaligen Zeitpunkt bereits über 200.000 Menschen das Leben gekostet hatte – aufgenommen nicht im Kriegsgebiet sondern in Europa. Europäische Regierungen öffneten ihre Grenzen – die mittlerweile wieder geschlossen werden.

Doch der Krieg geht weiter. Die Fotos bleiben. Niemand kennt die Anzahl der Alans.

20161002_163228
Die Bilder – aufgenommen in der syrischen Stadt Duma – wurden im Rahmen der World Press Photo Ausstellung im Westlicht Museum in Wien vom 9. September bis 16. Oktober 2016 gezeigt. Fotograf: Abd Doumany

Bild links: Ein verletztes Mädchen in einem Behelfskrankenhaus nach Mörser- und Luftangriffen am 22. August.

Bild Mitte: Ein Mann trauert um seine Tochter, die bei einem Luftangriff am 24. August umkam.

Bild rechts: Ein verwundeter Junge wartet auf Hilfe nach Luftangriffen auf einen Markt und ein Krankenhaus

Quellen und links

Radiosender Ö1

Magazin TIME, Doppelausgabe 28. November, 5. Dezember 2016

Bürgerkrieg in Syrien – wikipedia

Word Press Photo 2016 – Westlicht Museum

Über den Krieg in Syrien auf 1-sicht:

Lesbos – kleine Insel, große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

Wie teuer ist das? – Syrische Flüchtlingshilfe

Nadia Murad: eine der 100 einflussreichsten Personen

Krieg in Syrien und keine Ende in Sicht. Krieg in Libyen und der Zusammenfalls des Staates in Sicht.

Syriens Nachbarn und die Flüchtlinge

 

 

 

Lesbos – kleine Insel, große Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge

Diverse Präsidentschaftswahlen (USA, Österreich) und das stete Bemühen zahlreicher österreichischer PolitikerInnen, asylsuchende Menschen unter Hinweis auf Notstände von Österreich fern zu halten, lässt unter Umständen übersehen, dass

a) zum Beispiel  in Syrien nach wie vor Krieg ist

b) Menschen nach wie vor versuchen, ihr Leben und das ihrer Lieben zu retten

c) die sogenannte Flüchtlingskrise somit nach wie vor besteht (nur  für Österreich weniger unmittelbar ist als im Vorjahr)

d) anderenorts Menschen nach wie vor sehr unmittelbar solidarisch gefordert sind und sich um jene Menschen kümmern, die die Fahrt über das Mittelmeer bewältigen konnten.

Einer dieser Orte ist die griechische Insel Lesbos, die jüngst in den Medien hierzulande sehr knapp  erwähnt war, weil in einem Flüchtlingscamp in Moria Feuer ausgebrochen ist, bei dem eine 66-jährige Frau und ein 6 Jahre altes Kind ums Leben kamen.

Lesbos für Friedensnobelpreis nominiert

Im August 2012 kamen die ersten Flüchtlinge in Booten auf Lesbos an. Seitdem hat sich das Leben auf der bei TouristInnen beliebten Insel erheblich verändert. Trotz der großen Krise, die Griechenland selbst durchmachte, entwickelten die Menschen auf Lesbos eine tatkräftige Hilfsbereitschaft  – in Ausmaß und  Ausdauer derart vorbildlich, dass sie für den Friedensnobelpreis 2016 nominiert wurden. Dieser ging zwar an den Präsidenten von Kolumbien, doch zwei  der vielen Personen, die sich auf Lesbos humanitär engagieren (Kapitän Konstantinos Mitragas und Efi Latsoudi), wurden mit dem UNHCR’s Nansen Preis 2016 ausgezeichnet.

Alte Frauen kochten, kümmerten sich um Babys, halfen beim Wäsche waschen. Jüngere Menschen etablierten selbst organisierte Flüchtlingsunterkünfte.  Lokale Fischersleute retteten Scharen von Menschen aus dem Wasser. Der Fotograf Daniel Etter schuf diesen Menschen mit seiner Ode an Lesbos ein berührendes Denkmal, das ob etwaiger eigener Untätigkeit auch eine gewisse Beschämung auszulösen im Stande ist.

Mit Status September waren es 93.600 Flüchtlinge, die allein 2016 auf Lesbos ankamen.  Das sind etwas mehr Menschen, als auf der Insel leben. Die meisten Ankommenden versuchten, nach Athen zu ziehen. Mehr als 6.000 Asylsuchende leben auf Lesbos.

Lesbos
Kapitän Konstantinos Mitragas und Efi Latsoudi erhielten den UNHCR’s Nansen Preis für ihr humanitäres Engagement, Quelle: The Guardian, Photograph: Gordon Welters/UNHCR

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Lesbos scheinen ihre Hilfsbereitschaft als Selbstverständlichkeit zu verstehen. Das – so ein Erklärungsversicht – liege daran, dass sie selbst von Flüchtlingen abstammen. Rund 60 % der 90.000 EinwohnerInnen sind Nachfahren jener 1,2 Millionen Griechisch Orthodoxen Christen, die in den 1920er Jahren aus der Türkei vertrieben wurden.

Quellen und links

The Guardian, 25.November 2016

Ode an Lesbos: The Guardian, 5. Oktober 2016

The Guardian, 6. September 2016

Friedensnobelpreis

UNHCR Nansen Award

Leseempfehlung von 1-sicht: Navid Kermani, Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

Menschenrechte – Artikel 18: Gedanken-, Gewissens-, Religionsfreiheit

Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.

Erläuterungen zu Artikel 18 – Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit

Jeder Mensch hat das Recht, seine Gedanken sowie sein Gewissen autonom zu bilden. Eingriffe wie Hirnwäsche oder medikamentöse Beeinflussung zur Manipulation des Bewusstseins oder des Unterbewussten sind verboten.  Intention des Artikel 18 ist es, ein grundlegendes menschliches Bedürfnis zu schützen (Religion oder Überzeugung zu leben, die Religion weiterzugeben und zu unterrichten) und zum Frieden innerhalb einer Gesellschaft und zwischen Staaten beizutragen. (Informationplattform humanrights.ch)

Quellen und links

Amnesty International

Informationsplattform humanrights.ch

Gehirnwäsche – wikipedia

Über Menschenrechte auf 1-sicht

Über Menschenrechte auf 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

 

Ein Demagoge zieht ins Weiße Haus ein. Ein schwarzer Tag für die Welt?

„Das Undenkbare ist nur undenkbar bis es passiert“ – so leitet der Guardian am 9. November 2016 seinen Leitartikel ein. Donald Trump gewann die Wahl zum US-Präsidenten. „Ein schwarzer Tag für die Welt.“ (Guardian)

Zahlreiche politische Beobachter hielten es zu Beginn des Wahlkampfes für undenkbar, dass der politisch unerfahrene Milliardär und Demagoge Trump als Sieger der Vorwahlen der Republikaner ins Rennen gehen wird, geschweige denn, eine Chance auf den Wahlsieg haben kann.

Sein Diskreditieren staatlicher Institutionen und Prozesse, sein Lächerlichmachen der ‚political correctness‘, seine derbe Sprache, seine scharfen Feindbildzeichnungen und bewussten Polarisierungen, seine Kriegsrhetorik, seine zur Pose gemachte Ablehnung des Establishments (als dessen Vertreter er als Milliardär durchaus gelten kann) – alles gängige Instrumente im Werkzeugkasten populistisch agierender Personen – ging selbst vielen seiner Parteifreundinnen und -freunden zu weit und schien nicht mit den Werten der republikanischen Partei vereinbar. Anstoß für einige prominente RepublikanerInnen, sich öffentlich von ihm zu distanzieren, gaben in der Schlussphase des teils tief schmutzigen Wahlkampfes Trumps frauenverachtende und sexistische Aussagen. In der letzten TIME-Ausgabe vor der Wahl glaubt Charlotte Alter einen Trend weg von Trump (nicht notwendigerweise hin zur demokratischen Kandidatin Hillary Clinton) sogar bei streng christlichen, traditionell republikanisch wählenden Frauen zu erkennen. Die Mehrheit der Frauen, so die allgemeine Annahme, würde Trump aufgrund dessen Frauenbildes ohnehin nicht wählen und um die Wahl zu gewinnen, brauche man die Stimmen der Frauen (Bottom Lines, TIME, November 14, 2016).

Präsident Trump: Das Undenkbare ist Realität geworden

Es kam anders. Das einst Undenkbare ist nun Realität. Ein Mann ohne politische Erfahrung mit eigenwilligen Eigenschaften und beträchtlichem Potenzial, die Gesellschaft zu spalten, ist designierter 45. US-Präsident. Gewählt wurde er in hohem Maße von weißen Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter und Ausbildung. Es hat sich also weder die Annahme, Frauen wählen Trump nicht, noch die Annahme, Trump wird von jenen gewählt, die sich als Verlierer verstehen, als haltbar erwiesen.

Was haben die USA, was hat die Welt zu erwarten?

Trumps Programm: „Machen wir Amerika wieder großartig“. Was haben die USA und was hat die Weltgemeinschaft davon zu erwarten? Eine Einschätzung des Guardian:

  • Die Wahl Trumps fügt sich in die nationalistischen Tendenzen, die in der europäischen Gesellschaft sichtbar sind und im Brexit einen starken Ausdruck gefunden haben. Es kann erwartet werden, dass diese Tendenzen befeuert werden. Marine Le Pen, Parteichefin von Frankreichs Front National, zählte zu den ersten GratulantInnen Trumps. Heinz-Christian Strache, Parteichef der FPÖ, gratuliert via Facebook mit den Worten „Stück für Stück wird die politische Linke und das wirklichkeitsfremde und korrupte Establishment von den Wählern bestraft und von den Sitzen der Macht getrieben. Das ist gut, denn das Gesetz kommt vom Volk.“
  • Die Republikaner haben auch im Senat und im Repräsentantenhaus jeweils die Mehrheit und damit eine Machtfülle, wie es in den vergangenen 100 Jahren selten war. Ihre Vorstellungen für die Umgestaltung des Höchstgerichtes werden – über die Amtsperiode hinaus – großen Einfluss auf Themen wie Gleichberechtigung (Rasse, Geschlecht, sexuelle Orientierung, …) und Abtreibung  haben.
  • Im Wahlkampf beleidigte Trump Schwarze wie Muslime, Latinos wie Einwanderer. Er warb verdeckt antisemitisch. Seine WählerInnen werden nun entsprechende Taten verlangen, die den mühsamen Fortschritt der vergangenen 50 Jahre in Bezug auf Gleichberechtigung gefährden und fatal wirken können.
  • Das Wirtschaftsprogramm liegt im Dunkeln. Zwar versprach der Milliardär Trump, sich für jene einzusetzen, die sich zurück gelassen fühlen. Wie, das ließ er im Unklaren. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er protektionistische Maßnahmen setzt, die zwar Seinesgleichen zugute kommen, aber nicht jenen, die einst mit ihrer Arbeit in den Fabriken zum eigenen Wohlstand und dem des Landes beitragen konnten, dass er Webereien, Minen etc. reanimieren kann. Erwacht in den WählerInnen der Verdacht, Trump könnte sie und ihre Ängste für seinen Vorteil ausgenutzt haben, wäre Feuer am Dach.
  • Die größte Sorge gilt dem Guardian der Unsicherheit, die der neu gewählte Präsident für die Weltgemeinschaft bedeuten kann. Man schätzt dessen Kapazität zur Destabilisierung geradezu grenzenlos ein. Militärisch, diplomatisch, sicherheitspolitisch und in der Handelspolitik wohne das Potenzial inne, die Welt zum Schlechteren zu wenden.

Quellen und links

The Guardian view on President-Elect Donald Trump: a dark day for the world,

Rightwing populists first to congratulate Trump on historic upset, Guardian, 9. November 2016

TIME November 14, 2016

Präsidenten der Vereinigten Staaten, wikipedia

über Populisten auf 1-sicht

über die schleichende Brutalisierung auf 1-sicht

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand

1-sicht empfiehlt Lese-, Hör-, Sehstoff: November 2016

Lesestoff:
Die Brücke über die Drina – eine Chronik aus Visegrad
Ivo Andric

Die Brücke über die Drina ist Hauptdarstellerin in Ivo Andrics Roman  sowie bauliches Manifest und zugleich Metapher für die stets notwendigen Bemühungen und stets neuen Mühen der Völkerverständigung, der Suche nach dem Dialog und den gemeinsamen Lösungen zwischen Volksgruppen, religiösen Gruppierungen und eben unterschiedlichen Interessen und Anschauungen.

Coverbild Die Brücke über die Drina von Ivo Andric, ISBN-978-3-423-14235-9
dtv-Verlag

Quellen und links

Die Drinabrücke – wikipedia

Die Brücke über die Drina, Ivo Andric – Rezension

Die Brücke über die Drina, Ivo Andric – dtv-Verlag

über die Stadt Visegrad auf wikipedia

1-sicht findet: Lesen bildet.
1-sicht meint: Lesen nährt den Verstand